Vortrag: Bonhoeffer – ein Hochverräter?
Vor einem kleinen, aber interessierten Kreis von Zuhörerinnen und Zuhörern beleuchtete Horst Michael Mayer, Journalist im Ruhestand, den unfassbaren Umgang mit der Unrechtsjustiz der Nationalsozialisten im Nachkriegsdeutschland der 50er Jahre.
Seine Schilderung der Umstände, die 1945 kurz vor Kriegsende zu der Verurteilung des Widerstandskämpfers Pastor Dietrich Bonhoeffer wegen Hochverrats durch den nationalsozialistischen Richter Thorbeck und zu Bonhoeffers Hinrichtung im KZ Flossenbürg führten, erzeugte große Betroffenheit.
Mit Hinweis auf das verheerende Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1956, das diesen Richter nicht nur von allen Vorwürfen frei sprach, sondern ihm sogar trotz aller bekannten Fakten ein „einwandfreies“ Verfahren gegen Pfarrer Bonhoeffer und seine Mitangeklagten bescheinigte, führt Horst Mayer vor Augen, wie in den Nachkriegsjahren vermieden wurde, NS-Juristen für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen.
Erst sehr viel später beginnt hier ein Umdenken. Im November 1995 bezeichnet der BGH in einem Urteil die NS-Justiz als eine schlimmer kaum vorstellbare Perversion der Rechtsordnung.
Horst Mayer berichtet von seinen schwierigen Recherchen, von Gesprächen mit Familienmitgliedern des Richters Dr. Otto Thorbeck, kommt auf Fritz Bauer zu sprechen, verweist auf weiterführende Literatur zum Thema.
Vielen Dank an Horst Michael Mayer, für diesen interessanten geschichtlichen Einblick!
Text: Barbara Schofer